Warum ein Nackthund nackt ist...
Als Nackthundbesitzer kommt man häufig in
Erklärungsnot.
Erstaunte bis angewiderte Gesichter schauen auf den
haarlosen Begleiter an unserer Seite. Im schlimmsten Fall heißt es
iiihh, oder warum tut man sowas einem Hund an? Was hat sich der
Mensch da für eine Zucht ausgedacht? Das ist doch pervers!
Ich gebe ehrlich zu, auch ich hatte solche Gedanken,
als ich zum ersten Mal einen "Nackthund" sah. Damals handelte es
sich um einen Xoloitzquintle (mexikanischer Nackthund)
Allerdings wurde ich auch neugierig und versuchte so
viel es ging über die nackten Hunde zu erfahren. Ich lernte, dass es
drei (von vier) Nackthunde Rassen gibt, die alle durch das gleiche
Gen miteinander verwandt sind. Wie oben bereits genannt, den
Xoloitzquintle, dann den Perro sin Pelo del Peru (peruanischer
Nackthund) und meinen speziellen Liebling, den Chinese Crested Dog,
Chinesischen Schopfhund oder Chinesischen Nackthund.
Nackthunde gibt es schon seit mindestens 3700 Jahren und vermutlich
gehen die heutigen Rassen, auf den mexikanischen Nackthund
(Xoloitzcuintle) zurück. Der Xoloitzcuintle wurde von den Azteken
als heiliger Hund verehrt, und die ältesten Statuen von Nackthunden
wurden auf 1700 v. Chr. datiert.
Während im Ausland diese Rassen meist vorurteilsfrei
betrachtet werden, ja die Xolos und Perros sogar als erhaltenswertes
Kulturgut gesehen werden, wird ein nackter Hund in Deutschland
leider noch sehr schräg angeschaut, oder sogar als Qualzucht
verpöhnt.
So war ich natürlich begeistert, als die TiHo
Hannover im Jahr 2005 an mich heran trat, um für ein Gutachten meine
Hunde untersuchen und fotografieren zu dürfen. Besonders der
Zahnstatus war damals neben der Nacktheit von Interesse.
Etwas später bekamen wir dann Besuch von Cord
Drögemöller, der im Team von Tosso Leb, in der Schweiz, die
Nacktheit bei Haustierrassen erforschte. Mit Erstaunen erfuhren wir,
dass es ebenfalls vorkommt, dass Pferde und Rinder nackt geboren
werden.
Im Jahr 2008 erhielten wir dann Ergebnisse.
Man hatte herausgefunden, was man bis dahin schon
annahm, dass die Haarlosigkeit mit Zahndefiziten verbunden ist. (Was
nicht bedeutet, dass diese Hunde vollkommen zahnlos sind, sondern
nur, dass ihnen vereinzelte Zähne fehlen können, bzw. manche
Milchzähne nicht gewechselt werden, sondern teilweise bis ins Alter
erhalten bleiben. Die Hunde sind dadurch aber keinesfalls in der
Futteraufnahme eingeschränkt!)
Außerdem, und dass ist für uns wohl das
Interessanteste, fand man heraus, dass die Haarlosigkeit dieser drei
Rassen auf ein einziges Gen zurückzuführen ist. Dieses Gen fand sich
scheinbar ursprünglich in einem einzigen Xoloitzquintle, der deshalb
als Gründer der beiden anderen Rassen vermutet wird. Man gab dem Gen
den Namen "FOXi 3".
Dieses Gen findet sich im übrigen auch im Menschen
und ist dort bei den Männern für die Glatzenbildung verantwortlich.
Wobei sich mir dann die Frage stellt, ob ein Mann mit
Glatzenbildung wohl auch als Qualzucht bezeichnet wird? Quält es
ihn, dass er sich keinen Zopf machen kann?
Nein, Spaß beiseite!
Mit der Entdeckung des Foxi3 Gens bei unseren Hunden,
erhofft man sich schließlich für Menschen neue Perspektiven
für die Entwicklung wirksamer Therapien gegen
Haarausfall.
Sehr interessant und wirklich besonders unsere Hunde,
finden Sie nicht?!

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